Okay. Ein Freudensprung war hier jetzt nicht angebracht, allerdings wäre sie fast ein bisschen hochgehüpft. Es war so einfach gegangen! Das war so toll!!! Mit bemüht ruhiger Stimme meinte sie "Oh, das wäre wirklich toll. Allerdings würde es mir besser passen, wenn wir das erst in ein einhalb Stunden machen - ich muss jetzt noch ein bisschen was für die Schule machen, schließlich war ich ja eigentlich hier, um dieses Buch zu lesen, damit ich dann ein Referat machen kann ... außerdem ist es dann ein bisschen kühler. Was hältst du davon? Natürlich können wir es auch jetzt machen, wenn es dann nicht mehr geht ..." Sie sah ihn an. Eigentlich waren das nicht ihre Hauptbeweggründe - sie wollte auch noch über Mustangs und Pferde insgesammt recherchieren und sich passender anziehen und auffrischen. Außerdem musste sie ihren Eltern sagen, dass sie weg war - das würde zwar auch per Handy gehen, doch sie waren, wenn sie zu Hause waren, in letzter Zeit oft nicht erreichbar weil sie draußen auf der Terasse saßen undm, was wesentlich bedeutender war, sie wollte nicht zugeben, dass sie immer noch die Erlaubnis ihrer Eltern brauchte, besser gesagt, dass sie ihren Eltern Beischeid geben musste. Sie wollte nicht so jung wirken!

Irgendwie war Merryil überrascht, dass das so einfach war. Und er ging sogar noch von selber, vor ihr aus der Bibliothek! Eigentlich fand sie das schade, sie wäre gerne einfach neben ihm hergegangen und hätte ihn noch ein wenig mehr beobachtet, doch gleichzeitig war sie happy - so konnte sie noch ein, zwei Bücher über Mustangs ausleihen und sich schlau machen, ohne, dass er sie komisch ansah. Davor hatte sie noch vorgehabt zuhause mit Hilfe des Internet die benötigten Infos herauszusuchen, doch sie vertraute dem "neuen" Internet hier nicht. Im Moment hatten sie nämlich noch eines, das verdammt schlecht empfing, hier im Nirgendwo und ihre Mutter hatte sich noch nicht die Mühe gemacht, das zu richten. Deswegen passierte es oft, dass es auf einmal einfach nicht mehr ging und sie im Stich ließ.
Nach kurzer Zeit hatte sie drei Intersannte Bücher gefunden: eines, über Pferde insgesammt, wo die verschieden Rassen erläutert wurden, eines über Pferde, das sehr wissenschaftlich und klein war und ein großes Buch mit schönen, qualtitativ hochwertigen Bilder von Mustangs. So bepackt ging sie zur Theke, wo die nette Bibliothekarin - nicht alle von ihnen waren fies wie die in Harry Potter - sie ihr auslieh, glücklich darüber, dass an diesem schönen Tag wenigstens irgendwer ihre heiß geliebten Bücher las. Danach ging Merryil nach Hause.
Dort angekommen - zum Glück war der Bus gleich gekommen und sie hatte nicht warten müssen - duschte sie sich erst einmal. Dann setzte sie sich mit nassen Haaren auf das Bett und laß lange. Die Pferdebücher waren allesamt gut und interesannt und deswegen fiel es Merryil nicht besonders schwer, sich etwas über diese großen Tiere mit den schönen, langwimprigen Augen anzueignen. Irgendwann sah sie dann auf. Mist. Sie hatte eine ganze Stunde gelesen!
In größter Eile begann sie sich anzuziehen. Mehr wie eine viertel Stunde hatte sie nicht mehr, selbst wenn sie mit dem Rad zur Bibliothek fur und so nicht auf den Bus zu warten brauchte. Das war schlimm. Denn in solchen Situationen war sie immer am langsamsten. Am Anfang schlüpfte sie in ein Kleid, wurde sich dann aber bewusst, dass das das ALLERLETZTE war. Schließlich wollte sie in die Natur, nicht sonst wo hin. Danach wurde es schon besser. In letzter Sekunde entschied sie sich dann noch für ein nettes T-Shirt und kurze Hosen, zusammen mit Turnschuhen. Sie band sich die langen Haare zu einem ansehlichen Zopf zusammen und sprang ins Bad, um sich die Augen leicht mit Wimperntusche zu schminken - nicht zu sehr, nur, dass man sich dem wahren Außmas ihrer Länge bewusst wurde. Sie hatte nämlich sehr schöne und lange Wimpern, so fand sie selbst. Dann galt es nur noch, ihre Tasche zu packen. Mist, wo war denn jetzt das Handy? Ah, da war es. Ups, noch 20% Akuu. Also nichts mit Musik hören.
Egal. Das wichtigere war jetzt aber: wo war der Schlüssel?
So ging es dahin. Als sie endlich alles zusammengepackt hatte waren es nur noch 5 min bis zu ihrem Treffen. Sie schlüpfte schnell in ihre Schuhe, band sie aber nicht zu, weil das zu lange gedauert hätte und rief dann schnell in Richtung Wohnzimmer "Bin weg, kommen aber zum Essen!" Und rannte dann hinaus. Draußen erkannte sie: Nein, sie würde ganz sicher <i>NICHT</i> mit dem Rad fahren - da würde sie dann ja extrem stinken! Sie hatte nämlich vergessen, Deo hinauf zu tun. Und um jetzt noch welches aufzutragen war es eindeutig zu spät. Also entschied sie sich, mit dem Bus zu fahren. Als sie bei der Bushaltestelle ankam war sie extrem dankbar: der Bus kam in 3 min. Und das war für diese ländliche Gegend ECHT eine Leistung.
Als der Bus dann ankam war sie fast eine 25 min zu spät dran. Und sie erakannte, das sie im Bus nur einen Schuh zugebunden hatte. Trotzdem lief sie schnell zur Bibliothek. Dass sie, wenn sie sich auf diese Art und Weise anstrengte, am Ende genau so stinken würde beachtete sie einfach nicht mehr. Besser stinkend da als gar nicht. Hoffte sie doch.

Merryil trat vor die Bibliothek. Huh? Da war ja niemand! Hatte er etwa gedacht, dass sie nicht mehr käme und war schon gegangen? "Och, nein, das kann doch nicht sein ..." murmelte sie leise in sich hinein.
Was, wenn er nie da gewesen war und sie nur verarschen wollte?
Jetzt hatte sie ein mal etwas, das mit einem Date fast zu vergleichen wäre mit einem hübschen, netten und jungen Mann und jetzt musste sowas passieren. Sie fühlte sich schrecklich. Sie hatte sich extra "herausgeputzt" und jetzt sowas. Wahrscheinlich saß der Ach-So-Nette jetzt gerade irgendwo mit seiner Gang und beobachtete sie und lachte sich tot! Naja. Wenn dem so war - sie würde ganz sicher nicht noch mehr zum Glück dieses Schnösels beitragen. Sie würde einfach so tun, als hätte sie etwas in der Bibliothek vergessen und nie daran gedacht, dass er hier auftauchen könnte. Sofort richtete sie sich wieder gerade hin - in ihrem Ärger war sie leicht gebückt umher gelaufen.

Dann sagte er plötzlich Hallo hinter ihrem Rücken.

Merryil machte einen kleinen Hüpfer und sprang mit einem "Kieks" herum. Und da stand er. Sofort registrierte Merryil, dass er sich umgezogen hatte und jetzt ein unglaubliches, wenn auch ein wenig gay wirkendes T-Shirt anhatte. Weshalb unglaublich? Es war hauteng.
Und dieser Mensch hatte einen Körper, da wurde Merryil gleich wieder rot. Er hatte einen leicht ausgeprägten Six-Pack, der jedoch nicht antrainiert oder gar übertrieben wirkte. Auf jeden Fall war er schlank. Die Muskeln an den Armen traten nur dann zum Vorschein, wenn er etwas mit ihnen tat - ansonsten war die Haut wunderbar glatt. Überhaupt wirkte er makellos. Einfach w u n d e r s c h ö n.
Merryil riss sich von dem Anblick los und promt fiel ihr ein, wie peinlich das gerade gewesen war - das vor dem ebenfalls peinlichen anstarren. Hatte sie wirklich gequikt?
"Äh, du musst wissen, dass ich normal nicht so schreckhaft bin ... das ist nur die Sonne."

Mist. Eine schlechtere Ausrede war ihr jetzt wohl nicht eingefallen, oder? Es war nur so, dass sie in diesem Moment noch so eingenommen von Six-Pack des anderen war, dass ihr Gehirn wohl ausgefallen war.
"Ach ja, Hallo ... tut mir leid, dass ich so viel zu spät bin. Du wartest sicher schon lange?"
Für Merryil war es klar, dass er lange wartete. Bitte, er wirkte so gentleman-mäßig, er musste einfach höflich sein.
Erst da fiel ihr auf, wie leise er gewesen sein musste, damit er sich so an sich ranschleichen hatte können. Schließlich war sie konzentriert gewesen, immer bereit irgendjemanden böse zu fixieren, falls er lachen sollte, und zusammen zuschnauzen falls es Luka sein sollte, der sie verarschte. Außerdem war es leise gewesen auf der Straße und alle, die jetzt draußen waren außer der alten Oma, die gerade ihre Einkäufe nach Hause trug waren alle im Park und chillten. Wie also ... ?

Merryil war erleichtert. Offensichtlich war er ihr nicht böse und hatte nie vor gehabt, sie zu verarschen. Überhaupt, wie hatte sie so etwas nur denken können! Schließlich war er nett und schien immer höflich zu sein. Ganz zu schweigen davon, dass sich Merryil ihn einfach nicht mit irgnedwelchen anderen Jungs in irgendwelchen Seitenstraßen vorstellen konnte, wo er etwas anstellte. Damit erledigte sich dann auch das Thema "schwul?".
Als sie jetzt los gingen fühlte sich Merryil seltsamerweise wie mit Samthandschuhen angegriffen. So wie er sich umdrehte, als sie nicht gleich kam, weil sie sich noch den zweiten Schuh band ... er wirkte einfach nur besorgt. Merryil schlug das Herz höher, als er nach ihr sah. Er kümmerte sich wirklich darum, ob sie zum dem Pferd fand oder nicht! Ein anderer hätte sie einfach stehen gelassen und sie hätte ihm nachrennen müssen. Und hätte ihn garantiert nicht mehr gefunden. Ohne Spaß, das war ihr echt schon mal passiert. Bei dem Gedanken daran, wie der Vollidiot dann später gelacht hatte, als sie ihn beschuldigte, absichtlich schnell gelaufen zu sein, obwohl sie doch eine Schwere Tasche hatte wurde sie immer noch zornig.
Apropos Lachen: Dieser Typ lachte sogar perfekt!
Merryil hohlte Luka schnell ein. Er ging extra langsam, ganz eindeutig, denn als sie bei ihm angekommen war legte er einen Zahn zu. Aja, wohin gehen wir eigentlich? Steht dein Rappe in irgendeinem Stall?

Cevalo ... dieser Name war mehr wie passend für das Pferd, das Merryil in Erinnerung hatte. Und Luka sprach das so ... elegant aus! Genau richtig eben.
Merryil hörte gespannt zu, was Luka zu sagen hatte. Ihr fiehl auf, dass seine Stimme bei längeren Texten kaum merklich zu einem leichten Singsang wurde. Merryil hatte Mühe, sich auf den Sinn seiner Worte und nicht auf seine Stimme zu konzentrieren.
Och, war das SCHRECKLICH! Wie sie sich benahm, wie unkonzentriert sie war! Sie war ganz offensichtlich nicht nur leicht, sondern vielmehr extrem verknallt in den jungen Mann, der gerade leichten Schrittes und entspannt neben ihr herging.
Aber irgendwie hatte sie es dann doch geschafft, alles, was der andere gesagt hatte aufzunehmen - sie nahm zumindest an, dass nichts unterwegs verloren gegangen war.
"Wie, er folgt dir? Wenn schlechtes Wetter ist muss er sich doch irgendwo unterstellen! Oder waart ... er folgt dir wiklich immer? IMMER? Auch wenn du weiß gott wo bist, er ist irgendwo in der Nähe? Das ist jetzt nicht wahr, oder?"
Sie starrte ihn perplex an.
Dann erkannte Merryil die Gegend auf einmal wieder. Das war hier wirklich der Weg, auf dem sie Luka das erste Mal gesehen hatte. Heute war wieder so ein schöner Tag wie an jedem Tag und deswegen war es fast ein Wunder, dass gerade keine anderen Menschen in Sicht waren. Nur Merryil und Er. Ah, wunderbar.
Dann begann Luka etwas zu pfeifen. Merryil kam die Melodie sehr seltsam vor, denn sofort, nachdem sie sie gehört hatte vergaß sie sie schon wieder. Das war überraschend, denn normalerweise konnte sie sich solche Dinge sehr gut merken. Naja, wahrscheilich war sie einfach zu sehr abgelenkt von dem Mann, der sie pfiff.
Und dann, dann hörte sie das allererste Mal etwas total Unnötiges von Lukas Seiten.
Es war wohl völlig klar, dass dieses Pferd nur Chevalo sein konnte.

Immer. Das ist oft.
Uh, dieses Pferd!
Es war schwarz. Wunderschön. Merryil liiieeebte schwarze Tiere prinzipiell und dieses Pferd war noch dazu besonders schön und wirkte so gepflegt und gleichzeitig wild ... Es galoppiete auf die beiden zu, nur um dann fließend in den Trab zu wechseln - Merryil nahm zumidest an, dass das ein Trab war. Obwohl sie sich noch schnell schlau gemacht hatte wusste sie einfach erstaunlich wenig über Pferde. Sie mochte die Tiere zwar, doch hatte nie viel mit ihnen zu tun gehabt. Auch konnte sie aus verschiedenen Gründen nicht reiten, obwoh es immer ein Traum von ihr gewesen war.
Irgendwas sagte ihr, dass dieses Pferd gerade extrem angab. Aber okay, bei diesem Körper und Beherrschtheit durfte es das auch.
Als das Pferd dann bei ihnen angekommen war und stolz schnaubte trat Merryil einen Schritt zurück. Nicht, weil sie sich fürchtete, nein, sonder weil sie irgendwie nicht dazu passte. Luka und Cevalo waren eins und sie wusste noch nicht einmal, wie man mit einem normalen Pferd umging, geschweige denn mit einem, dass so besonders wirkte.
Außerdem war sie neidisch. Auf beide. Dass Cevalo Luka hatte und dass Luka Cevalo hatte. Wenn sie doch zumindest eines von beidem hätte - sexy Freund oder kluges Tier!
Als Luka auf die Seite trat erschrak Merryil. Denn ganz offensichtlich wollte dieses Pferd jetzt etwas von ihr und sie hatte furchtbare Angst, sich wieder einmal zu blamieren. Und als Cevalo dann auch noch seinen schönen Kopf in einer anmutigen Bewegung nach unten beugte war sie entgültig hilflos. Sollte sie ihn streicheln? Nein ...
Hilfesuchend sah sie in Lukas Richtung, darauf hoffend, dass er ihr Desaster verstand und ihr irgendwie zeigte, was zu tun sei.

Als er sich näher zu ihr stellte konnte sie spüren, dass er eine seltsame Kälte ausstrahlte. Es war nicht wirklich kalt kalt, allerdings kühl, dafür dass das Wetter so war war. Plötzlich hatte sie den Impuls sich an ihn zu schmiegen - ganz fest, um seine Muskeln durch das T-Shirt zu spüren, dass er trug.
Ah, mist, solche Gedanken waren doch strikt verboten. Sie musste sich auf das hier und jetzt konzentrieren. Also bekam sie auch keinen Schlaganfall, als er seine langfingrige Hand, die sie auch schon in der Bibliothek faszinierend gefunden hatte, auf ihre legte und sie zu den Nüstern des Pferdes bugsierte. Das war ein ganz tolles Gefühl. Unter ihrer Hand die unglaubliche Flausch'nase', die kuschelige Wärme ausstrahlte und über ihrere Hand eine verältnismäßig Kühle und adorable Hand.
Auf Lukas Anweisung hin begann sie also sanft die Schnauze des Tieres zu streicheln. Merryil bemühte sich, nicht gegen die Haarwuchsrichtung zu schreicheln und am Kopf nicht zu unsanft zu sein. Bekräftigt dadurch, dass Cevalo seinen Kopf nicht wegzog nahm sie die zweite Hand und strechelte sanft am Hals entlang. Diese Tätigkeit war fein und Merryil musste lächeln. War das denn nicht wunderbar?
So ignorierte sie Luka eine Weile und irgendwie auch, dass seine Hand weg war.
Dann kam die Frage, die sie mit so viel Spannung erwartet und gefürchtet hatte.
Sie wollte unbedingt reiten, gleichzeitig konnte sie aber nicht - im wahrsten Sinne des Wortes. Bedrückt sah sie zu Boden, auf der Such nahc einer Ausrede, die sie nicht als völligen Looser dastehen ließ. Schließlich sah sie auf.
"Ich denke, wir sollten so etwas noch nicht von Cevalo verlangen. Schließlich kennt er mich kaum. Außerdem, was heißt hier wir? Ich habe doch kein eigenes Pferd."
Schloss sie, in der Hoffnung, dass so ihre ansich schwache Ausrede gedeckt wurde.

Merryil, der die genaue Musterung von Luka einfach entging, atmete auf, als er meinte, dass ihr die Erfahrung fehlen würde und so. Das beudeutete dann ja wohl eindeutig, dass sie nicht reiten würde. Und das wiederum bedeutete, dass sie sich nciht vor ihrem Traummenschen blamieren musste.
Diese Illusion wurde nach dem nächsten Satz zerstört. Zwar war sie einerseits SEHR froh, dass er sie zerstörte - sie, zusammen mit ihm - mit IHM - auf einem Pferd, ach, war das wunderbar .... - andererseits würde sie sich so doch blamieren. Sie sah wieder zu Boden und meinte, leise aber trotzdem deutlich:
Naja ... das eigentliche Problem ist aber wahrscheinlich nicht, dass er mich nicht kennt, nein, sonder vielmehr, dass ich nicht reiten kann ....